BO-Komplex
Heute, am 28.01.2017, haben wir, dieartonauten, das Euro Theater Central Bonn besucht. Unsere kleine Gruppe wurde sehr freundlich empfangen. Nach der Begrüßung wurden wir durch das winzige Einraum-Theater geführt. Wir bestaunten nicht nur die klitzekleine Umkleidekabine, die auch gleichzeitig Schminkraum sowie kleine Abstellkammer ist, sondern auch den kleinen Abstellraum für die Requisiten oder den über der Bühne befindlichen, nur durch eine Leiter erreichbaren, Technikraum. Danach bestaunten wir die vermutlich kleinste Bühne, die wir je gesehen hatten. Auf nur 38 Quadratmeter müssen hier die beiden Tänzer Bärbel (Bärbel Stenzenberger) und Olaf (Olaf Reinecke) ihr ganzes Können zeigen. Eine große Herausforderung, denn wenn sich beide Künstler mit ausgestreckten Armen auf diese Bühne stellen, können sie fast schon die Wände berühren. Auch nach oben hin haben sie kaum Platz um sich in die Luft zu werfen oder weit nach oben zu hüpfen. Scheinwerfer sowie Eisenstangen hindern die Künstler daran. Besonders gestaunt haben wir als Bärbel erzählte, dass sie sich ganz klein zusammengekauert für das Stück Giselle, eine Hommage an die Gründerin des Theaters, zehn Minuten an der Decke festhielt, um nicht zu früh von dem Publikum gesehen zu werden. Während der Vorstellung ist sie dann von der Decke tänzerisch „runter gesprungen“, was wir mithilfe eines Filmausschnittes zu sehen bekamen. So konnte sie am besten die Verbundenheit Giselles mit dem Theater zum Ausdruck bringen. Giselle lebt sozusagen noch immer in dem Theater.
Ebenso haben wir gestaunt, wie wenig Sitzplätze im Publikum sind. Nur 50 Plätze und über den Sitzreihen eine Schmuckdecke mit weißen Barockelementen indem ansonsten ganz schwarz gestalteten Raum. Das Theater selbst ist schon über 72 Jahre alt und wird seit über 40 Jahren in privater Trägerschaft betrieben. Olaf und Bärbel erzählten uns aber nicht nur Wissenswertes über das Theater, sondern auch über ihr Leben, ihre Tanzausbildung und natürlich ihre Tanzproduktionen als Tanzkompanie BO-Komplex. Während Bärbel eine klassische Balettausbildung genossen hat, hat Olaf eher zufällig zum Ausdruckstanz gefunden. Sie verbinden auch klassische Elemente mit modernen, was auch für die Musik gilt. Die Musikstücke für ihre Vorstellungen stammen entweder „aus der Dose“ oder werden verfremdet oder sogar eigens komponiert. Mit einem Komponisten und einem Videokünstler zu arbeiten, finden beide ganz spannend. Mithilfe der Videokunst können sie mit ganz wenigen Requisiten auskommen und dennoch ein fantastisches Bühnenbild schaffen. Verschiedene Filmausschnitte sowie natürlich die Livepräsentationen ließen uns staunen, wie viel Arbeit die Tanzkunst mit sich bringt. Am schwierigsten ist das „switchen“ zwischen Tänzer, also selbst auf der Bühne zu stehen, und der Regisseurarbeit. Es gibt niemand, der die beiden beobachtet. Technische Hilfsmittel wie das Aufzeichnen der Szene helfen ihnen, ihre tänzerische Umsetzung zu korrigieren oder zu verbessern.
Zum Schluss konnten wir die moderne Tanzform der Non-verbalen Tanzperformance mithilfe einer Livedarbietung von Olaf, einem Filmausschnitt aus ihrem aktuellen Stück: Shakespeares „Shall I compare thee to a summer’s day?“ (zu sehen am 17. und 18.02. in der Brotfabrik in Bonn) und eigenem Ausprobieren erleben. Wir sind uns alle einig, dass uns das Selbst ausprobieren viel Freude bereitet hat.
Die einzelnen Wörter mit dem Körper dazustellen bzw. in eine Tanzbewegung umzusetzen, ist eine ganz neue Erfahrung und macht auf jeden Fall viel Spaß. Bärbel und Olaf haben uns neugierig gemacht und wir hoffen sehr auf einen weiteren Workshop mit uns artonauten.
– Hagen –